Ober-Ofleiden, eine der ältesten Gemeinden im Ohmtal
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Das Dorf Ober-Ofleiden liegt an den nordwestlichen Ausläufern des Vogelsbergs, dort wo sich das Ohmtal zum Amöneburger Becken öffnet, am nördlichen Rand von Homberg ca. zehn Kilometer von Amöneburg entfernt. Bonifatius hatte 721 Amöneburg als Mittelpunkt seines Missionsgebietes in Hessen ausersehen. Wenige Jahre später, zwischen 750 und 779, wird Ober-Ofleiden als Ufleida erstmals in einer Urkunde des Klosters Fulda genannt. Der Graf der Ohm-Lahn-Grafschaft, Graf Arcgoz und seine Gattin Liubbirc übertragen den dritten Teil ihres Besitzes zu Ufleida und anderen Orten an das Kloster Fulda. In den folgenden Jahrhunderten gibt es wenige Berichte über Ober-Ofleiden. In einer Urkunde aus dem Jahr 1151 wird ein "Archipresbyter" Wigand von Ofleiden genannt. Er war Pfarrer in Ober-Ofleiden und zugleich Dekan des Amöneburger Kapitels.
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Ab dem 10./11. Jahrhundert entwickelte sich eine kirchliche Organisation, die bis in die Zeit des 16. Jahrhunderts ziemlich konstant blieb. Übergeordnete Bezirke in der Diözese Mainz waren die Archidiakone oder Probsteien. Diese zerfielen weiter in Dekanate. Das Dekanat Amöneburg gliederte sich in 17 Sendbezirke, darunter befand sich der Sendbezirk oder "Sedes" Ober-Ofleiden. Sedes bezeichnet eine kirchliche Verwaltung und einen Beratungs- und Gerichtsitz. Der Sendbezirk Ober-Ofleiden war räumlich weit ausgedehnt. Er umfasste um 1300 nach einem mittelalterlichen Synodalregister 32 Orte. Eine große Anzahl derselben ist im Laufe der Jahrhunderte ausgegangen. Noch bestehende Orte sind Appenrod, Bleidenrod, Büßfeld, Burg-Gemünden, Deckenbach, Ehringshausen, Ermenrod, Gontershausen, Haarhausen, Hainbach, Höingen, Maulbach, Nieder-Gemünden, Nieder-Ofleiden, Otterbach, Rülfenrod, Schadenbach und Wäldershausen. Zur alten Pfarrei gehörte ferner das als Stadt eximierte Homberg an der Ohm. Wahrscheinlich hatten die Mönche aus Amöneburg schon früh eine einfache Klause in Ober-Ofleiden errichtet. Man geht nicht fehl, wenn man diese behelfsmäßige Niederlassung als den Anfang des kirchlichen Sendbezirks betrachtet. Für die Wahrscheinlichkeit dieser Annahme spricht eine Flurbezeichnung in unmittelbarer Nähe der jetzigen Kirche, "An der Klause".
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Die heutige Wehrkirche ist in ihrem Kern spätromanisch. Erbaut wurde sie Anfang des 13. Jahrhunderts. An der Nordseite wurde 1964 ein Dreipassfenster aus dieser Zeit freigelegt. In spätgotischer Zeit wurde die Kirche baulich verändert. Am Südportal ist die Jahreszahl 1503 in den Stein eingehauen. Das Alter der Kirche erkennt man auch an ihren Glocken. Die größte Glocke trägt die Jahreszahl 1469. Das Alter der mittleren Glocke, die den Namen "amena cantrix" (Sängerin von der Ohm) trägt, ist nicht genau bekannt, dürfte aber vor 1400 liegen. Die kleinste der drei Glocken wurde 1385 gegossen. Die Kirche ist dem heiligen Martin geweiht. Man nimmt an, dass Kirchen die dem heiligen Martin zum Patron haben, schon vor Bonifatius gegründet wurden. Der bauliche Charakter des Turms als Wehrkirche geht klar aus der ganzen Bauart und aus vielen Einzelheiten hervor. Der Turm wird gekrönt von einem steilen Satteldach mit kräftigen Gauben und den darunter befindlichen Scharten. Im ersten Stock des Turmes ist der alte Turmeingang, durch den man mit einer Leiter in den Turm gelangte, noch vorhanden. Erst mit dem 13. Jahrhundert beginnt die Reihe der mittelalterlichen Urkunden für Ober-Ofleiden. So ist in einer Besitzbestätigung durch Papst Honorius III. im Jahr 1216 die Ober-Ofleider Mühle genannt. Die nächste Urkunde von 1234 die für Ober-Ofleiden von Bedeutung ist, betrifft eine Schenkung des Ritters Richwin von Gontershausen und seines Bruders samt ihrer Mutter Mathilde an das Kloster Haina. Dabei werden als Zeugen genannt Henricus plebanus und Wernherus vicarius zu Ufleyden. Man kann daraus schließen, dass bereits damals zwei Priester in Ober-Ofleiden tätig gewesen sind. Im Jahre 1256 schenkt Guntram Schenck von Schweinsberg der Abtei Haina sein Eigentum zu Ofleiden. Ein weiterer Verkauf von Gütern der Schenck zu Schweinsberg in Ober-Ofleiden findet sich unter den Urkunden der Abtei Haina im Jahre 1298. Landgraf Heinrich zu Hessen errichtet 1328 in der Burgkirche St. Georg zu Homberg einen Altar und stattet ihn aus mit Gütern zu Homberg, Oberndorf, Büßfeld, Appenrod, Ofleiden, Niederlemp und Heimbach. Eine Reihe weiterer Urkunden folgen in den nächsten Jahrhunderten.
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Aus der Zeit des Übergangs der Kirche Ober-Ofleiden von der katholischen zur reformierten Kirche sind keine Unterlagen aus dieser Zeit bekannt. Landgraf Philipp von Hessen führte das Land dem evangelischen Glauben zu. Im Register wird Joh. Rheder von 1536 bis 1548 als erster evangelischer Pfarrer in Ober-Ofleiden genannt. Von den gefürchteten Pestseuchen des Mittelalters war Ober-Ofleiden nicht verschont geblieben. Die Jahre 1611, 1613 und 1624 waren in Oberhessen Pestjahre. Leider ist über die Opfer und die Ausbreitung der Pest in unserer Gegend recht wenig bekannt. Ober-Ofleiden ist auch von den Leiden des Dreißigjährigen Kriegs nicht verschont geblieben. Mehrmals wechselten im Ohmtal die Fronten zwischen den katholisch kaiserlichen und den protestantisch schwedischen Truppen. Die Heere mussten versorgt werden, was für die Bevölkerung Not und Armut bedeutete. Der Praeceptor Literatus Heinrich Wacker von Ober-Ofleiden schreibt 1642 er habe durch die Plünderungen im Krieg alles verloren und auf seine Bitte vom Landes-herrn 10 Reichstaler erhalten, wofür er sich eine Kuh kaufte. Christoph Happel, von 1669 bis 1715 Pfarrer in Ober-Ofleiden, führte das erste Kirchenbuch. 1756 wurde unter Pfarrer Johann Phil. Feder ein neues Pfarrhaus gebaut. Von 1794 bis 1826 war Heinrich Friedrich Christoph Welcker Pfarrer zu Ober-Ofleiden. Zwei seiner Söhne, der 1784 in Grünberg geborene Friedrich Gottlieb und der am 29. 3. 1790 in Ober-Ofleiden geborene Karl Theodor, waren bekannte und berühmte Professoren. Friedrich Gottlieb machte sich einen Namen als Professor für griechische Literatur und Archäologie. Karl Theodor war Professor der Rechtwissenschaften. Als Abgeordneter der deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt stellte er am 12. März 1849 den Antrag die Verfassung anzunehmen und Friedrich Wilhelm IV von Preußen die Kaiserkrone anzubieten. An dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 nahmen sieben Männer aus Ober-Ofleiden als Soldaten teil. Eine eigene Schule bestand in Ober-Ofleiden schon im 16. Jahr-hundert, welche auch von den Kindern aus den Filialorten besucht wurde. Dieses Schulhaus wurde wegen Baufälligkeit 1781 abgerissen und am gleichen Platz wurde eine neue Schule errichtet. 1878 sind die Räumlichkeiten zu klein, und man entschließt sich zum Bau einer größeren Schule für 130 Kinder. 1881 kann man den Neubau mit Hilfe des Landesherrn finanzieren. Das alte 1781 errichtete Schulhaus wird 1883 mit zwei Lehrerwohnungen umgebaut. Zur gleichen Zeit ist auch die Ohmbrücke baufällig und muss erneuert werden. Die Gemeinden des Kirchspiels sind zu Fahrdiensten verpflichtet, und müssen so beim Neubau mithelfen. 1891 wird die heutige Ohmbrücke fertig gestellt.
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Das 20. Jahrhundert veränderte auch Ober-Ofleiden. Die Industrialisierung machte vor dem Ohmtal nicht Halt. Um 1900 wurde die Ohmtalbahn vom preußischen Kirchhain zum hessen-darmstädtischen Nieder-Gemünden gebaut. Dies hatte einen wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge. Der Steinbruch zwischen Ober-Ofleiden und Nieder-Ofleiden wurde immer größer und viele Männer fanden dort Arbeit. Noch vor dem ersten Weltkrieg wurde die Wasserleitung gebaut. 1920 folgte die Gemeindevertretung dem Zug der Zeit, und beschloss die Elektrizitätsversorgung für Ober-Ofleiden. Diese verursachte mit 23478 Mark für das Ortsnetz, 14990 Mark für die Zentrale und 6640 Mark für die Straßenbeleuchtung, insgesamt 45108 Mark, für die damalige Zeit hohe Kosten. Am 19. Juli 1922 beschloss der Gemeinderat den Anschluss der gemeindeeigenen Gebäude an das Stromnetz. In den nächsten Jahren folgten Weltwirtschaftskriese, Inflation und Arbeitslosigkeit. In die politischen Wirren der damaligen Zeit wurde auch Ober-Ofleiden einbezogen. Das Verhältnis zwischen Schule und Kirche gestaltete sich schwierig. Nachdem die Schule für die Abhaltung des Konfirmandenunterrichts geschlossen wurde, entschloss man sich zum Bau eines Konfirmandensaales. Viele Bauern fuhren mit ihren Fuhrwerken freiwillig Steine und Baumaterialien. Am 4. Dezember 1938 fand die Einweihung statt. Der zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 forderte auch in Ober-Ofleiden viele Opfer. Das Mahnmal für die gefallenen und vermissten Soldaten des 1. Weltkrieges aus Ober-Ofleiden und Gontershausen bei der Kirche wurde 1956 zu einem solchen für beide Weltkriege erweitert.
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In Ober-Oleiden gab es seit den 50er Jahren des 20. Jahrhundertes eine allmähliche Verstädterung. Das Wirtschaftswunder und die dadurch steigenden Einnahmen der Gemeinde ermöglichten verschiedene Investitionen. Die Gemeinde Ober-Ofleiden baute 1955 mit viel Eigenleistung eines der ersten Dorfgemeinschaftshäuser in Hessen mit Kindergarten, Wäscherei, Badeeinrichtungen, Küche und Gemeinschaftsraum mit Fernseher. Eine für damalige Verhältnisse bedeutende Sache. 1965 folgte der Bau einer Gefrieranlage mit 66 Fächern. Im gleichen Jahr wurde der Kanalbau begonnen, der 1972 mit dem Anschluss an die Gruppenkläranlage bei Nieder-Ofleiden beendet wurde. Durch eine Schulreform wurden die Dorfschulen 1966 zur Gesamtschule Ohmtal in Homberg zusammengelegt. Der SV 1959 Ober-Ofleiden begann 1966 mit großer Unterstützung der Gemeinde mit dem Bau eines neuen Sportplatzes am Hoherberg, der 1975 eingeweiht wurde. 1966 erhielt die Gemeinde das Recht ein eigenes Wappen zu führen, und 1967 feierte man mit einer Festwoche 1200 Jahre Ober-Ofleiden. Spenden und viel freiwillige Gemeinschaftsarbeit ermöglichten 1970 den Bau einer Friedhofskapelle für die Gemeinden Ober-Ofleiden und Gontershausen.1969 wurde ein Baugebiet am Hang zwischen Himmrichsgraben und Wollbachsgraben ausgewiesen. Dieses wurde ab Anfang der 70er Jahre zügig bebaut. So kamen viele Neubürger nach Ober-Ofleiden und die Einwohnerzahl stieg innerhalb von 30 Jahren von 449 im Jahre 1971 auf 1158 im Jahr 2001. Dörfliche Strukturen gingen dadurch teilweise verloren.
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Mit der Kreis- und Gemeindegebietsreform 1971/72 wurde Ober-Ofleiden Stadtteil der Großgemeinde Homberg und verlor seine kommunale Selbständigkeit. Größere Gemeindeverbände wurden notwendig um notwendigen Infrastrukturmaßnahmen schaffen zu können. Im Jahre 1977 baute Karl Christ in der Ohmstraße eine Metzgerei. Daraus entwickelte sich, nach dem Anbau des Aldi-Marktes das Ohmtal-Center mit mehreren Geschäften, das die Grundversorgung der Bevölkerung, nicht nur in Ober-Ofleiden, sichert und verbessert hat. Die beiden kleinen Lebensmittelgeschäfte im Ort schlossen aber in den folgenden Jahren. Durch den Wandel in der Landwirtschaft und durch die Betriebsaufgabe kleinerer land-wirtschaftlicher Betriebe schlossen auch die Bäuerliche-Handels-Genossenschaft und das Warenlager der Raiffeisenbank in Ober-Ofleiden. Das Bankgeschäft wurde in Homberg konzentriert und es blieb nur noch ein Service-Center mit Geldautomat und Kontoauszugdrucker. Das Gebäude wurde verkauft und der Getränkehandel Schuchmann eröffnete einen Getränkemarkt. Im Jahre 1992 baute die AOK ihr Bildungszentrum für Hessen und Thüringen am Lärchenweg. Weitere Lebensmittelmärkte, in die Edeka (Neukauf) und Lidl einzogen, entstanden an der Ohmstraße anfangs der 90er Jahre. So wurde Ober-Ofleiden zu einem kleinen Einkaufs-Zentrum. Die Post schloss ihre Poststelle in Ober-Ofleiden Mitte der 90er Jahre und eröffnete eine Postfiliale im Getränkemarkt in der Ohmstraße. Diese Postfiliale schloss am 1.6.2004. So ging wieder ein Stück Lebensqualität verloren.
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Der Kindergarten wurde im Jahr 2000 erweitert und den Anforderungen der Zeit angepasst. Die Gefriergemeinschaft wurde 2003 aufgelöst, weil die Zahl der Interessenten stark gesunken war. Das Gefrierhaus übernahm die Burschen-und Mädchenschaft als Vereinsheim. 2006 begannen Renovierungsarbeiten an der evangelischen Pfarrkirche Sankt Martin, die zum Erntedankfest 2007 abgeschlossen wurden. Das Dach und weitere Gebäudeteile wurden erneuert. Zur gleichen Zeit wurde die Ohmbrücke aus dem Jahre 1890 erneuert und verbreitert, so dass sie den Erfordernissen der heutigen Zeit entspricht. Beide Sanierungen sind sehr gut gelungen. Im Jahre 2008 beteiligte sich Ober-Ofleiden erstmals an dem Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" und wurde gleich Sieger der Region Vogelsberg/Wetterau. Im Jahr 2009 nimmt Ober-Ofleiden am Landesentscheid teil. Ein reges Vereinsleben der örtlichen Vereine hält eine Vielzahl von Angeboten bereit. Im Jahre 1905 wurde der Männergesangverein Eintracht 1905 Ober-Ofleiden Gontershausen gegründet, heute der älteste Verein in Ober-Ofleiden. Es folgten die Freiwillige Feuerwehr im Jahr 1950, der Sportverein 1959, die Burschenschaft 1973, der Evangelische Frauenchor 1984 und der Heimatkundliche Kreis 1989. Die Vereine bemühen sich die dörfliche Gemeinschaft mit ihren Veranstaltungen zu festigen und mit einem breit gefächerten Angebot beachtliches an Lebensqualität zu bieten.
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